An den vergangenen Montagen (11. & 18.11.2024) kam es seitens der Verschwörungsgläubigen zu physischen und verbalen Übergriffen gegen zwei Journalist*innen. [1] Dies wollen wir nicht unwidersprochen lassen!
Wann: 25.11.2024 um 17:30 Uhr
Wo: Bahnhof Delmenhorst
Seit nunmehr drei Jahren trifft sich in der Regel ungestört fast jeden Montag die Gruppe „DelmenhorstGemeinsam“ aus Delmenhorst und ihrem Umland zu sog. „Spaziergängen“, die „die politische Spaltung und Freiheitseinschränkungen kritisch sehen“. Diese inhaltslose Kritik erlaubt es, sie ganz unterschiedlich zu füllen. So können sehr unterschiedliche Weltanschauungen und Deutungen der Corona-Krise nebeneinander stehen, ohne dass es zu einem inhaltlichen Aushandlungsprozess oder Meinungsverschiedenheiten kommt. [2]
Im Januar 2021 entwickelte sich die Stadt Delmenhorst zu einem „Hot-Spot“ der Aktivitäten der „Freien Niedersachsen“ im Nordwesten und es „spazierten“ dann mehrere hunderte Personen durch die Innenstadt.
Ganzer Bericht und Hintergrundinformationen zu den rechten Akteur*innen: https://16voll.noblogs.org/post/2022/01/31/antifaschistischer-monatsbericht-januar-2022-1-delmenhorst/
Insgesamt hat sich die Pandemie, wie Samuel Salzborn feststellt, als „geradezu idealtypischer Vorwand für Verschwörungsmythen“ erwiesen. Nach seinen Beobachtungen fungiert der Verschwörungsglaube bei den Protesten der Maßnahmengegner*innen als das „integrierende Element der Versammlungen“, wobei „der Antisemitismus entscheidend mit der Radikalisierung korreliert“. [3]
Das zeigt sich auch in Delmenhorst, so etwa bei Kay Kanstein, dem stellvertretenden Vorsitzenden der AfD Oldenburger Land und Direktkandidaten für die anstehenden Bundestagswahlen im Wahlbezirk 28 (Delmenhorst – Wesermarsch – Oldenburg-Land). Am 17.08.2024 postete er ein antisemitisches Video in die Telegram-Gruppe von „DelmenhorstGemeinsam“, worin Verschwörungsgläubige mit den im Nationalsozialismus verfolgten Juden*Jüdinnen gleichgesetzt werden. Das Video wurde weitergeleitet von dem AfD-Ratsherren Lothar Mandalka, der im Mai 2024 bereits rechtskräftig wegen Volksverhetzung verurteilt wurde, nachdem er auf seiner Facebook-Seite die Politik der Grünen mit der Shoa verglichen hatte. [4] Seit Jahren schon fällt sein Profil mit verschwörungsideologischen und geschichtsrevisionistischen Inhalten auf. [5]
Daran verdeutlicht sich ein weiteres Mal die Nähe der AfD zu Querdenken und anderen verschwörungsideologischen Gruppierungen. Gudrun Hentges und Gerd Wiegel charakterisieren das Verhältnis wie folgt:
Ohne dass eine direkte organisatorische Verbindung zwischen AfD und Querdenken bestand, lässt sich dennoch eine relativ große Übereinstimmung in der argumentativen Ablehnung der Corona-Maßnahmen feststellen. Der Partei ging es zunächst vor allem darum, Ansichten der Querdenken-Spektrums in die Parlamente hineinzutragen. Die politischen und ideologischen Schnittmengen verdeckten vorhandene Differenzen. Übereinstimmungen fanden sich vor allem in Bezug auf die Affinität zu Verschwörungsmythen, mittels derer komplexe und schwer durchschaubare ökonomische, politische und gesellschaftliche Prozesse auf die eine Ursache zurückgeführt und damit vermeintlich erklärt wurde. [6]
Wir rufen dazu auf, das Treffen der Verschwörungsideolog*innen zu stören und sich mit den von rechter Gewalt betroffenen Journalist*innen zu solidarisieren!
Hinweis: Organisiert euch in Kleingruppen, denkt an winterliche Temperaturen und tragt eine FFP2-Maske! Kommt nur, wenn ihr euch gesund fühlt!
[2] Vgl. Florian Buchmayr, Im Feld der Verschwörungstheorien – Interaktionsregeln und kollektive Identitäten einer verschwörungstheoretischen Bewegung
[3] Samuel Salzborn, Verschwörungsmythen und Antisemitismus, in Aus Politik und Zeitgeschichte
[6] Gudrun Hentges & Gerd Wiegel, Vergebliche Avancen: AfD und Querdenken, in Querdenken: Protestbewegung zwischen Demokratieverachtung, Hass und Aufruhr