Morgen, den 10.06.2025 startet ab 18:30 Uhr eine AfD-Veranstaltung mit Vanessa Behrendt im Hotel- und Gaststättenbetrieb „Zum Deutschen Hause“ von Kerstin Schnitker in Kirchhatten (Hatten). Gemeinsam wollen wir uns mit den angereisten Antifaschist*innen am Markt treffen und uns anschließend von dort zum naheliegenden Veranstaltungsort bewegen. Wir rufen dazu auf, die queerfeindliche AfD-Veranstaltung in Kirchhatten zu stören!

Queeres Leben verteidigen – Kein Raum der AfD!
Wann: 10.06.2025 um 18:00 Uhr
Wo: Markt Kirchhatten
Mit der frauen- und familienpolitischen Sprecherin Vanessa Behrendt lädt die AfD Stadt Oldenburg eine rigorose Abtreibungsgegnerin, Queerfeindin und Antifeministin zu ihrem Stammtisch ein. Der Vortrag reiht sich in eine gezielte Kampagne gegen geschlechtliche Vielfalt, sexuelle Selbstbestimmung und queeres Leben ein.

Vanessa Behrendt, zuletzt angezeigt wegen Volksverhetzung, machte in den letzten Monaten Schlagzeilen wegen eines Postings auf X. [1] Dort bezeichnet die Landtagsabgeordnete die Regenbogenfahne u.a. als Symbol für die „Machenschaften pädophiler Lobbygruppen, die Gefährdung von Kindern durch LGBTQ-Propaganda, das Bedrängen von Kleinkindern mit Transsexualität“ usw.

Neben ihrem Hauptthema, der Stigmatisierung queerer Lebensrealitäten, und der Hetze gegen alles, was für sie nicht als „natürlich“ gilt, das heißt schwul, lesbisch, trans*, inter*, nicht-binär, propagiert sie die Politik christlich-fundamentalistischer Abtreibungsgegner*innen. Sie hetzt im Niedersächsischen Landtag, auf der Straße, im Internet und bei Stammtischen.
In einer Veranstaltungsankündigung zu Behrendts Vortrag über „Kindheit unterm Regenbogen?“ am 19.11.2024 in Braunschweig heißt es, die „Gender-Ideologie“ stehe „in klarem Widerspruch zum Grundgesetz, das die (klassisch verstandene) Ehe und Familie als staatstragendes Institut schützt, weil nur dieses das Staatsvolk als Träger der Souveränität hervorbringen kann.“. Mit dieser Verzerrung des Grundgesetzes zielt die AfD auf eine völkische Familienpolitik, die nicht nur homosexuelle, sondern auch migrantische Familien kategorisch ausschließt. So schreibt Behrendt am 05.012024 in ihrem Beitrag „Was gut für die Familie ist, ist gut für alle. Was ihr schadet, schadet allen.“ auf der Website der AfD Landtagsfraktion Niedersachsen: „Wir müssen uns zunächst um deutsche Familien kümmern, statt die demographische Krise durch die massenhafte Einwanderung lösen zu wollen.“. Die Stärkung „deutscher“ Familien bedeutet dabei vor allem ein Kampf gegen Abtreibungen. „Abtreibungen sind der größte Menschenrechtsverstoß unserer Epoche“, behauptet Behrendt in einer Landtagsrede „Warum die AfD gegen Abtreibungen ist!“ und spricht damit nicht nur Schwangeren das Recht auf körperliche Selbstbestimmung ab, sondern verharmlost implizit auch alle wirklichen Menschheitsverbrechen, nicht zuletzt die Shoa. Ihre queerfeindliche und antifeministische Politik ist also Teil eines völkischen Weltbildes mit rassistischen und antisemitischen Untertönen.

Natürlich wird die genannte Reden „Warum die AfD gegen Abtreibungen ist!“ bei YouTube hochgeladen und im Internet medial weiter verbreitet. Bildquelle: Screenshot von dem YouTube-Kanal „AfD-Fraktion Niedersachsen“
Damit ist Behrendt in der AfD nicht alleine. Zusammen mit dem innenpolitischen Sprecher der AfD-Landtagsfraktion Stephan Bothe organisiert sie am 21.06.2025 einen „Kinderschutzkongress“ im Landtag in Hannover. Eingeladen sind dort auch die Parteikollegin und altbekannte Antifeministin Beatrix von Storch und die extrem rechte Influencerin Michelle Gollan, die auf ihrem YouTube-Kanal bereits mit queerfeindlichen Videos aufgefallen ist. [2] Es ist zu erwarten, dass es auch dort weniger um Kinderschutz, als vielmehr um die Hetze gegen sexuelle Selbstbestimmung gehen wird. Die Rechte von Kindern sind der AfD ziemlich gleichgültig, wie etwa eine Analyse von Terre des Hommes zeigt: Ihre Politik widerspricht in wesentlichen Punkten der UN-Kinderrechtskonvention. [3] Der „Kinderschutzkongress“ in Hannover und der morgige Stammtisch zu Kinderschutz in Kirchhatten scheinen daher eher Teil einer überregionalen, queerfeindlichen Kampagne zu sein, die nicht zufällig mit dem Pride-Month zeitlich zusammenfällt.
Schon vor etwa einem Monat organisierte der Ortsverband AfD Wesermarsch selbigen Vortrag mit Vanessa Behrendt im Hotel und Restaurant „Schweier Krug“ in Schwei der Gemeinde Stadland (Landkreis Wesermarsch). Nach eigenen Angaben war jeder Platz mit etwa 50 Teilnehmende belegt. Organisiert wurde die Veranstaltung von dem Ortsverbandvorsitzenden Holger Brockmann. Im Nachhinein distanzierte sich das Hotel und Restaurant „Schweier Krug“ von der AfD-Veranstaltung. Einen Hinweis im Vorhinein über die Inhalte des Events und dass es sich um eine AfD-Stammtisch handle habe es von Seiten der AfD an das Lokal nicht gegeben.

Anders ist dies in Kirchhatten beim Hotel- und Gaststättenbetrieb „Zum Deutschen Hause“, bei dem die AfD wiederholte Male die Räumlichkeiten nutzt, wie wir bereits im Sommer 2022 in unserer Recherche zu den Veranstaltungsräumen der AfD aufzeigen konnten. [4] Die Betreiberin Kerstin Schnitker nutzt die AfD-Veranstaltungen und ihre rechte Hetze offenbar weiterhin als lukratives Geschäft.

Der geplante AfD-Stammtisch ist nicht die erste Veranstaltung in Hatten mit antifeministischer Agenda. Vor etwa einem Jahr fand in Hatterwüsting ein Vortrag der sogenannten Volksinitiative „Stoppt Gendern in Niedersachsen“ statt. [5] Ca. 50 Teilnehmer*innen a.u. aus den Reihen von den „Freien Wähler“, der Werteunion bis hin zur AfD nahmen an der Veranstaltung teil. Auf diese Anschlussfähigkeit von antifeministischen in extrem rechten, konservativen oder auch bürgerlichen Kreisen wiesen wir schon im Vorhinein hin. [6] Dabei zeigt sich auch im Oldenburger Land, dass queerfeindliche und antifeministische Themen ein beliebtes und stärker werdendes Spielfeld rechter Agitation sind.

Die kommende Veranstaltung der AfD Stadt Oldenburg ist ein gezielter Angriff auf den Pride-Month, auf die Rechte von LGBTIQ+ und das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Deswegen: Queeres Leben verteidigen! Keine Räumlichkeiten der AfD! Aufruhr, Widerstand, es gibt kein ruhiges Hinterland!
Hinweis: Der Ermittlungsausschuss (EA) Oldenburg ist am 10.06 unter 0177 6218392 erreichbar. Außerdem kann gemeinsam mit dem Bus um 17:37 Uhr vom Oldenburger Hauptbahnhof (Süd) und um 17:30 Uhr vom Wildeshauser Bahnhof angereist werden.
Organisiert euch in Kleingruppen und denkt an Selbstschutz!
[2] https://taz.de/Andreas-Speit/!6088347/